Winterschlaf/ Wintergehege

  • Im Winter überbrückt der Igel die Zeit ohne Nahrungsangebot mit einem Winterschlaf. Hierbei fährt er die Körperaktivität herunter, um den Energieverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren:

    • Die Körpertemperatur von etwa 35° C kann dabei auf bis zu 5° C sinken,

    • Das Herz schlägt statt 200 - 280 mal in der Minute nur noch 2 - 12 mal

    • Die Atmung verringert sich von 50 auf ca. 13 Atemzüge pro Minute.

    Für den Winterschlaf muss der Igel sich ein ausreichendes Speckpolster im Spätsommer/Herbst anfressen, um die bis zu 6 Monate ohne Energiezufuhr gut zu überstehen. Für den Winterschlaf sind mehrere Faktoren wichtig. Besonders benötigt der Igel den Kältereiz, der meist bei dauerhaften Temperaturen nachts um die 0°C oder kälter einsetzt (daher kann eine Überwinterung auch nicht in Innenräumen erfolgen!). Der Igel braucht den Winterschlaf- egal wie spät, man kann den Wintschlaf nicht aussetzen.

    Es ist normal, dass der Igel auch mal kurz oder auch ein paar Tage lang wach ist. Meist bleibt der Igel dabei in seinem Nest. Bleibt der Igel wach bzw. ist er tagaktiv und auf Futtersuche, stimmt meist etwas nicht und oft kann hier dann ein menschliches Eingreifen erforderlich sein.

  • Als Faustregel gilt ein Mindestgewicht von 600 - 650g für einen Jungigel, damit er mit hoher Wahrscheinlichkeit den Winterschlaf gut überstehen kann.

    Bei schnellem Kälteeinbruch wird es zunehmend schwerer für die Jungigel sich noch Gewicht anzufressen oder das Gewicht auch nur zu halten.

    Die Insekten sind meist nicht mehr gut erreichbar unter der Erde und selbst bei Zufütterung verlieren sie nachts dann sehr viel Gewicht, wenn sie nicht bald in den Winterschlaf gehen. Generell sind aber Jungtiere länger unterwegs als Alttiere.

  • 900 - 1500g sind ein normales Gewicht für Altigel. Mit mindestens 900g bis 1500g gehen Igel, die älter als ein Jahr alt sind, in den Winterschlaf.

  • Man muss gut abwägen, ob das Tier nicht doch vor dem Winter noch ausgewildert werden kann. Die Überwinterung in der Natur ist einer langen Gefangenschaft immer vorzuziehen.

    Ist ein hilfsbedürftiger Jungigel oder ein kranker Altigel in menschlicher Obhut gesund gepflegt worden und hat sein Mindestgewicht erreicht, so sollte man ihm in einem sicheren Wintergehege Gelegenheit zum Winterschlaf geben, falls es für die Freilassung zu spät im Jahr ist.

    Kam der Altigel bereits aus einem Revier, in das er zurück entlassen werden kann, ist die Situation unter Umständen eine andere- da er sich dort auskennt und wahrscheinlich schon einen Unterschlupf hat.

    • Der Igel hat zu spät im Jahr/bei winterlichen Bedingungen (z.B. Bodenfrost) nicht mehr genug Zeit und Möglichkeiten, sich selbst ein Winterquartier zu suchen und sich dieses dick mit trockenem Laub/Moos auszupolstern.

    • Er ist meist revierfremd, d.h. er könnte das igel-geeignete Grundstück samt Fütterungsangebot verlassen und nicht zurückkehren. In Folge würde er dann erneut hungern und ggf. sterben.

    • Nach längerer, medizinischer Betreuung ist unter Umständen die weitere Gewichtskontrolle/Kotanalyse sinnvoll.

    • Nach dem Winterschlaf in menschlicher Obhut hat der Igel sehr gute Chancen, ab dem Frühjahr bei milderem Wetter allein klarzukommen. Durch Zufüttern sollte man die Stacheltiere unterstützen, bis sie durch das zunehmende Insektenaufkommen mehr Nahrung in der Natur finden.

Das Wintergehege

Wie ist das Gehege einzurichten?

  • Schlafhaus aus Holz ohne Boden

  • mit nur einem Eingang (ca. 12x12cm)

  • mit Labyrinth-Eingang (90° Knick)

  • ca. zur Hälfte gefüllt mit Stroh oder trockenem Laub

  • Einige tolle Tipps, wo man Igel-Schlafhäuser, Futterhäuser und Gehege kaufen kann, die wir empfehlen können, findet ihr auf unserer Webseite unter “Einkaufslisten”.

    • Ausbruchssicheres Gehege (alle Seiten vergittert, zwingend auch oben!), das auch vor Eindringlingen wie z.B. Ratten schützt!

    • Wetterschutz (z.B. Plane) und Sturmsicherung (z.B. Bodenhaken)

    • Luft sollte im Gehege noch zirkulieren können (Windseite zu ist Ok- aber nicht alle Seiten schließen)

    • Futterhäuschen aufstellen oder Futter und Wasser überdacht stellen.

    • Das Gehege sollte leicht zu öffnen sein, da man täglich Futter und Wasser tauschen muss.

    • Nistmaterial anbieten: Der Igel braucht auch etwas zu tun- lass ihn sein Haus selbst einrichten. Jeden Tag etwas Stroh oder trockenes Laub einfach ins Gehege legen. Der Igel wird es sich holen und ein tolles Nest bauen :)

    • Verwende kein Zeitungspapier oder Stoffe verwenden (sie saugen Feuchtigkeit und können zu Schimmel führen), sowie kein Heu wegen Strangulationsgefahr!

    • Störe den Igel im Häuschen möglichst nicht!

    • Kleine Luftlöcher am oberen Rand des Schlafhauses lassen, damit die Atemfeuchtigkeit entweichen kann und sich kein Schimmel im Stroh bildet.

    • Wenn dein Igel in den Winterschlaf gegangen ist, klemme ein kleines Stöckchen in den Eingang, dann siehst du, ob er wach war. Meist tut sich dann monatelang nichts (bis ca. April/Mai). Futter und Wasser bitte trotzdem alle 2 Tage kontrollieren!

    • Wenn du einen kleinen Teller über die Schale mit Trockenfutter stellst, kommt keine Feuchtigkeit dran und es bleibt länger frisch. Der Igel wird es aber finden und den Teller wegschieben.

    • Eine kleine Drainage aus Steinchen oder einem Gitter unter dem Igelhaus ermöglicht, dass der Urin ablaufen kann und das Nest trocken bleibt.

    • Sollte dein Igel das Buddeln anfangen, dann kann man mit Steinen rundherum verhindern, dass er sich durchgräbt.

Wie baut man ein Schlafhaus?

In diesem Video wird sehr schön erklärt, wie man z.B. aus Holzplatten ein schlichtes Igelhäuschen baut.

(Mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung vom Bund Naturschutz, Martina Gehret)

Die zugehörige Anleitung findet man hier.